1.
New Yorker Winter gehen nicht gerade sanft mit uns Zigeunern vom Broadway um, dachte Mary Jane Moran nicht zum erstenmal an diesem Tag. Eine heftige Windböe erfaßte sie, als sie die schwere Glastür des Arbeitsamtes aufdrückte. Sie ging in den gruftartigen grauen Raum, ohne den Hinweisschildern, die an Drahtketten von der Decke baumelten, Beachtung zu schenken. Wie jede Woche in den vergangenen sechs Monaten reihte sie sich in eine lange Schlange ein, diesmal stand sie hinter einer sehr kleinen Frau. Hoffentlich zwingt die mir keine Unterhaltung auf, dachte Mary Jane.
Sie seufzte abgrundtief. Das alles war ihr nur allzu vertraut. Wie üblich entlassene Saison- und Fabrikarbeiter, doch sie vermutete, daß viele der wartenden wie sie selbst waren: jung, tatendurstig, wahrscheinlich sogar talentiert. In New York verdienen die wenigsten talentierten Leute ihren Lebensunterhalt mit ihrem künstlerischen Beruf. An anderen Tagen empfand sie Mitleid mit den nicht mehr gefragten Schreiberlingen, den Tänzern, Schauspielern und Sängern. Heute nicht. Sie hatte genügend eigene Sorgen und wühlte in ihrer großen Plastiktasche nach einem Kaugummi und einem Heftchenroman. Die Warterei konnte dauern.
Eine ganze Weile später drehte sich die kleine Frau nach Mary Jane um. »Mistwetter heute, nicht wahr?«
Mary Jane blickte über den Rand ihres Romans auf die Frau hinunter. Sie trug einen braunen Kindermantel mit Knebelknöpfen und sah aus wie eine Bettlerin: nicht sonderlich sauber, eher verschüchtert oder sogar verrückt. Sam nannte Mary Jane mitunter einen »Dreckmagneten«, weil sich alle Irren und Dummköpfe an sie heranmachten.
»Was machen Sie denn, wenn Sie Arbeit haben?« fragte Mary Jane, weil sie nicht unfreundlich sein wollte.
»Ich bin Schriftstellerin, aber zuletzt habe ich in einem Anwaltsbüro am Computer gearbeitet. Und Sie?«
»Schauspielerin, zur Zeit ohne Engagement. Vor drei Jahren hatte ich meine große Chance. Hab sagenhafte Kritiken bekommen. Dann nichts mehr.«
»Wie hieß denn das Stück?« fragte die Frau neugierig.
»Jack and Jill and Compromise. Das Stück lief über ein Jahr.« Mary Jane überfiel erneut tiefe Hoffnungslosigkeit. »Seither hat sich niemand mehr für mich interessiert.«
»Der Nächste!« Bei dem Aufruf zuckten sie beide zusammen. »Viel Glück!« rief die kleine Frau noch. Sie selbst hatte wohl kein Glück. Der Angestellte schüttelte den Kopf. Wohin würde dieses winzige Wesen sich nun verkriechen?
Mary Jane erhielt ihr Arbeitslosengeld mit dem deutlichen Hinweis, daß sie nur noch zwei Wochen Anspruch auf finanzielle Unterstützung habe. Dann verließ sie das Arbeitsamt an der 26. Straße Ecke Sixth Avenue und hüllte sich fester in den Mantel, der ihren kräftigen Körper schützte. Zwei Stunden und vierzig Minuten Schlangestehen für einhundertfünfundsiebzig Dollar. Nachdem sie kurz am Portal des Gebäudes gezögert hatte, machte sie sich auf den langen Weg zur St. Malachy-Kirche auf der West Forty-sixth Street, wo das Ensemble probte. Ihre Moonboots aus billigstem Plastik versanken in dem graubraunen Schneematsch. Längst waren ihre Füße durchnäßt. Es schneite wieder. Toll, dachte Mary Jane, nagelt mich doch gleich ans Kreuz, und bringt es hinter euch! Sie zog den Schal tiefer ins Gesicht, so daß er ihr besseren Schutz gegen die großen flaumigen Schneeflocken gab. Die Hände in den Fäustlingen steckten tief in den Taschen ihres abgetragenen Mantels.
An Kälte war sie gewöhnt. Von klein auf. Mary Jane war in Scuderstown im Staat New York bei ihrer Großmutter aufgewachsen. Ihre Eltern waren bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Mary Jane erinnerte sich nur dunkel an den Streit zwischen ihrem betrunkenen Vater und ihrer Mutter. Der Wagen geriet ins Schleudern, Reifen quietschten, Glas splitterte. Danach nichts mehr. Doch: An die Kälte erinnerte sie sich genau. Der Unfall geschah in einer Nacht im Dezember. Mary Jane erinnerte sich auch daran, daß sie frierend in der Eingangshalle des Krankenhauses gewartet hatte, ein schockiertes, vierjähriges Mädchen, das unbeachtet blieb, weil Ärzte und Schwestern sich um die Eltern bemühten.
Mary Janes Mutter starb. Der Vater trug schwere Kopfverletzungen davon und wurde in ein Heim eingewiesen. Mary Jane wurde, wenn auch widerwillig, von der Mutter ihres Vaters aufgenommen, der einzigen sonst noch lebenden Verwandten. Kindheit und Jugend verbrachte sie in einem baufälligen Bauernhaus als ungeliebter, geduldeter Gast einer verbitterten alten Frau. Im Winter wurde es eisig kalt, draußen wie drinnen. Mary Jane hatte die Kälte damals ebenso gehaßt wie jetzt.
Am Herald Square fiel ihr auf, daß die Weihnachtsdekorationen bei Macys noch glitzerten. Im Januar! Mary Jane hatte die Feiertage überstanden, doch sie wünschte sich, Weihnachten wäre nie erfunden worden. Die Menschen, die das Kaufhaus verließen, schienen ihre Ansicht zu teilen. Alle hassen es, dachte sie. Nur sagt es niemand und keiner wagt, von dem Zug abzuspringen, nachdem er einmal ins Rollen gekommen ist. Seufzend gestand sie sich ein, daß auch sie nicht abgesprungen war. Sie erinnerte sich an den Anruf ihrer Großmutter.
»Ich bin krank, Mary. Wahrscheinlich habe ich die Grippe, ich kann mein Bett kaum verlassen. Ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht sein müßte, Mary.« Grandma nannte sie immer nur dann bei ihrem Namen, wenn sie etwas wollte. »Kannst du nicht einige Tage herkommen und mich versorgen?« Immerhin bist du Krankenschwester. Das sprach Grandma nicht aus, doch Mary Jane hörte es dennoch heraus. Obwohl sie nichts lieber getan hätte, als den Hörer einfach auf die Gabel zu knallen und unterzutauchen, konnte Mary Jane sich nicht von ihren Schuldgefühlen der alten Frau gegenüber befreien.
Also fuhr sie am 24. Dezember im Bus zu dem Menschen, mit dem sie am wenigsten zusammensein wollte. Weihnachten in New York würde schon trostlos genug werden, da Sam zu seinen Eltern nach Sarasota sein würde. Doch wieder in diese Bruchbude außerhalb von Elmira zu fahren und sich um die alte Frau kümmern zu müssen, kam einem Alptraum gleich. Irgendwie verletzte es Mary Jane nun noch mehr, daß Sam sie nicht eingeladen hatte, mit ihm zu seinen Eltern zu fliegen. Schämte er sich seiner Freundin?
Sam hatte sehr jung geheiratet. Seine Frau hatte ihn verlassen. Darum haßte er die Ehe, behauptete er. An sich störte das Mary Jane nicht. Sie hatte Sam, wozu brauchte sie noch einen Ring? Doch wenn sie verheiratet gewesen wären, hätte er sie sicher nach Florida mitgenommen. Die schlimmsten Schwiegereltern waren allemal besser als Grandma, glaubte Mary Jane.
Es wurde ein scheußliches Weihnachten. Grandma zeigte keine Spur von Dankbarkeit. Das war bei ihr nicht drin. Sie schwankte zwischen stumpfer Gleichgültigkeit und Keiferei. »Du hast zugenommen. Sieh mich an. Nur Haut und Knochen. Aber du warst ja schon immer dick. Hast dich an meinem Essen, auf Kosten meiner Pension, meiner Sozialhilfe und meiner Essensmarken vollgefressen. Fett und eingebildet. Hältst dich für was Besseres. Scuderstown ist dir ja nicht gut genug. Krankenpflege auch nicht. Hättest eine einfache Helferin im Krankenhaus sein können. Aber nein, du mußtest es ja zur examinierten Krankenschwester bringen. Und nun übst du den Beruf nicht mal aus. Miss Schauspielerin! Hast du etwa in letzter Zeit eine Rolle abgekriegt? Hab jedenfalls nichts von dir im Fernsehen oder sonst wo mitbekommen. Was ist denn mit dem Stück, in dem du gespielt hast?«
In dem Stil ging es endlos nervtötend weiter. Es hörte erst auf, wenn die Großmutter abends durch genügend Bourbon zum Schweigen gebracht worden war.
Ich muß dankbar sein, daß ich gesund bin, sagte sich Mary Jane, wenn sie sich am Ende ihrer Kraft fühlte. Ich muß auch dankbar sein, daß ich nicht gerade dumm bin. Das verschafft mir gewisse Vorteile.
In der Schule hatte Mary Jane allerdings niemanden beeindruckt. Inmitten der allseits beliebten Jungen und Mädchen blieb Mary Jane ein unscheinbarer, unbeachteter Trampel. Ein reizloses Mädchen mit großer Nase, buschigen Augenbrauen, festem, schnittlauchgeradem Haar und dünnen Lippen. Schon damals wußte sie, daß sie es im Leben nicht leicht haben und daß ihr niemand helfen würde.
Sie mußte alles selbst tun. Kein Freund, der half, bestimmt nicht Grandma.
Also hatte sie den Kampf allein aufgenommen. Krankenpflegeschule mit Stipendium. Schauspielunterricht. Abklappern von Agenten, Vorsprechen, Aushilfsjobs, Statistenrollen, Absagen. Es hatte Jahre gedauert, bis Mary Jane endlich zeigen konnte, was in ihr steckte. Sie landete einen Hit, wurde anerkannt, gehörte auf einmal dazu und. erhielt Geld für die Tätigkeit, die sie von ganzem Herzen liebte. Außerdem wurde sie von einem Mann geliebt, der nicht nur gut aussah, sondern auch sonst einfach genial war. Und das alles schien Mary Jane zu entgleiten.
Der Wind fegte eisig über den Broadway. Mary Jane flüchtete in eine Einfahrt, wo sie wieder zu Atem kommen konnte. Sie stellte sich wieder einmal die Frage, deren Antwort sie schon kannte: Wozu das alles? Gib's auf, sagte ihr eine innere Stimme, die Stimme ihrer Großmutter. Du hast nicht mal genug Geld, um dir einen Busfahrschein zu kaufen, deine Stiefel sind undicht, dein Mantel ist fünf Jahre alt und löst sich an den Nähten auf, und du kämpfst dich durch einen Schneesturm zu deinem Theater-Workshop, wo du fünfzig Stunden die Woche arbeitest, ohne auch nur einen Penny dafür zu bekommen. Du mußt verrückt sein.
Doch sie war nicht verrückt. Sie hielt nur an etwas fest, was sie von klein auf angestrebt hatte. In ihrer Kindheit in Scuderstown hatte die Schauspielerei ihr das Leben erträglich gemacht. Sie hatte in allen Stücken der Laienspielschar ihrer Schule mitgewirkt, immer in den Charakterrollen: die Regina in den Kleinen Füchsen, Mrs. Webb in Unsere Stadt. Sie spielte gut, lebte ihre Rollen. Denn die Schauspielerei wies ihr den Weg aus Scuderstown, fort von einem elenden Leben. Weil ihre Großmutter ihr weder den Besuch eines College noch der Schauspielschule ermöglichen würde, hatte sie sich zur Krankenpflegerin ausbilden lassen. Notgedrungen — sie wollte nichts als Theaterspielen. Dabei konnte sie sich selbst vergessen und Freunde gewinnen.
Es hatte eine Zeit gegeben, sie lag noch gar nicht so lang zurück, da hatte Mary Jane gemeint, die Tage ihrer Gelegenheitsjobs sei endgültig vorüber, und sie sei endlich so weit, daß sie sich als Schauspielerin ihren Lebensunterhalt verdienen könnte. Sie hatte in einem Zweipersonenstück die weibliche Rolle bekommen: Jack and Jill and Compromise. Mary Jane spielte eine untersetzte, ältliche und frustrierte Kassiererin, die sich auf eine Liebesnacht mit einem heruntergekommenen Verkäufer einläßt. Die beiden verliebten sich ineinander. Das Ganze spielte im Bett, nackt, auf einer praktisch kahlen Bühne. Für Mary Jane erfüllte sich ein Traum. Und Wunder über Wunder, die Kritiker lobten das Stück. Die Aufführung wurde in ein besseres Theater verlegt, wenn auch noch nicht an den Broadway. Fast zwei Jahre lang hatte Mary Jane die Jill gespielt. Es kam noch besser. Das Stück sollte verfilmt werden. Einer der Produzenten, Seymore LeVine, hatte sich mit Mary Jane unterhalten und ihr die Rolle praktisch zugesagt.
Damals in Scuderstown hatte Mary Jane natürlich von einer besseren Zukunft geträumt. Doch auch in ihren kühnsten Träumen hatte sie nie an eine Filmrolle gedacht. Nun rückte die Aussicht in greifbare Nähe. Alle würden sie eines Tages sehen können. Sie konnte sich von allen Erniedrigungen reinwaschen und das große Geld verdienen!
Durch das Stück hatte Mary Jane auch Sam kennengelernt. Er hatte Jack and Jill and Compromise geschrieben und die Regie geführt. Er hatte Mary Jane die Rolle gegeben, sie geführt und sich in sie verliebt. Vor etwa einem halben Jahr kaufte Hollywood die Filmrechte. Sam verhandelte mit den Leuten, weil er unbedingt Regie führen wollte. Er hatte Mary Jane gesagt, sie werden die Jill auch im Film spielen dürfen. Es war eine mutige, wirklichkeitsnahe Rolle, tragisch wie der Alltag selbst.
Sam Shields flog nach L.A. Anfangs rief er Mary Jane jeden Abend an, dann jeden zweiten. Schließlich hörte sie eine ganze Woche lang nichts von ihm und wurde darüber fast wahnsinnig. Endlich traf eine kurze Mitteilung von ihm ein: »Verzeih mir. Was ich tun konnte, habe ich getan. Ich bin in vier Tagen wieder da.«
Zwei Tage später las sie in Variety, daß man Crystal Plenum die Rolle der Jill angeboten hatte. Mary Jane verkroch sich vierundzwanzig Stunden lang in ihrem Bett.
Ihr Freund Neil Morelli richtete sie wieder auf. »Das sind alles nur Arschlöcher«, redete er auf sie ein, während sie, das Gesicht in das Kissen gedrückt, lautlos weinte.
Neil hatte ein Gesicht wie ein Frettchen, doch wenn er lächelte, konnte er richtig gut aussehen. »Hier, ich habe Rigatoni mit Pesto gemacht. Crystal Plenum ist doch eine Hure. Die wird einen ganz schönen Reinfall erleben. Vergiß es! Du hast die Jill erst zu dem gemacht, was sie ist. Wer dich gesehen hat, wird dich nie vergessen.«
»Aber es wird mich auch niemand wieder sehen.« Grenzenlos traurig wandte sie sich ab. Die Tränen flossen.
»Nun mal langsam. Du wirst ja wieder eine Rolle bekommen. Erinnerst du dich nicht, was die Kritiker geschrieben haben? >Pathos ohne eine Spur von Sentimentalität<. Sogar dieser Mistkerl John Simon hat dich in den höchsten Tönen gelobt, und der macht doch alle runter. Scheiß auf Hollywood, scheiß auf Sam, scheiß auf sie alle.«
Neil, Mary Janes bester Freund, nahm sie in die Arme, wenn sie weinte, brachte sie zum Lachen und kochte ihr Nudeln. Neil war ein großartiger Freund, doch er behielt nicht recht. Nach Jack and Jill and Compromise wurde Mary Jane keine neue Rolle angeboten.
Sam kehrte zurück. Schuldbewusst und betreten. Mary Jane versuchte, sich mit den Tatsachen abzufinden. Verständnis zu zeigen. Sam hatte eben keine Wahl gehabt. Klar wollte Hollywood die momentan schärfste Frau für die Rolle, und die hieß eben Crystal Plenum. Als Crystal Plenum die Rolle übernahm, bemühte Mary Jane sich nach Kräften, es Sam nicht zu verübeln, daß er sich wahnsinnig darüber freute.
Das letzte halbe Jahr lang hatte Mary Jane alles versucht, Sam verzeihen zu können, während seine Karriere sprunghaft nach oben schnellte. Sie mußte ihm verzeihen, wollte sie ihn nicht verlieren. Sie liebte ihn, und sie wußte, daß er sich für sie, so gut es eben ging, eingesetzt hatte. Hollywood hatte einfach keine Verwendung für dicke, unscheinbare Frauen, auf der Leinwand, die schon auf die Vierzig zugingen. Was das anlangte, hatte niemand in Amerika für solche Frauen Verwendung.
Fröstelnd zog Mary Jane den alten Mantel fester um sich.
Sam hatte versucht, ihr die Enttäuschung zu nehmen. Er spielte die Bedeutung seiner Flüge nach Hollywood und die Vorbereitungen herunter. Er begann, an einer neuen Produktion zu arbeiten, in der Mary Jane die Hauptrolle übernehmen sollte. Doch Sam nahm ihr übel, daß sie so niedergeschlagen war.
Wieder erschauerte sie. Der Wind wurde eisiger. Am Times Square ging sie nach Westen durch das Theaterviertel. Ein häßliches, schrill-billiges Viertel, mit alten, zerfetzten und aufgeweichten Reklamezetteln an noch älteren Ziegelmauern, nach Urin riechenden Toreinfahrten. Dennoch ein Viertel, das Mary Jane liebte. Es war Mittwoch, Matinee-Tag. Unter den Markisen der Theatereingänge drängelten sich jetzt, am Spätnachmittag, die Besucher.
Mary Janes Blick fiel auf das große Plakat über dem Plymouth Theater. Dead Stop. Dafür hatte sie vorgesprochen. Absage. Voller Neid dachte sie an die glücklichen Schauspieler, die Rollen bekommen hatten und jetzt nach der Aufführung hochgestimmt in ihren winzigen Garderoben saßen.
Seit Jack and Jill nicht mehr auf dem Spielplan stand, fühlte Mary Jane sich verloren und fürchtete nun, auch Sam zu verlieren. Er schwärmte von seinem Film, während sie immer tiefer in ihrem Elend versank. Sie sah ihm zu, wenn er sich für seine Ausflüge an die Westküste vorbereitete und haßte sich selbst, weil sie wie eine Klette an ihm hing, bevor er abfuhr.
Sam konnte es nicht leiden, wenn sich jemand an ihn klammerte. Darum hatte er wohl auch darauf bestanden, sich erst am Abend auf der Probe mit ihr zu treffen. So ging er Gefühlsausbrüchen aus dem Weg. Die erste Probe mit Sam seit Wochen! Seit fast vier Jahren probte er mit der Truppe und studierte verschiedene Aufführungen ein. Ohne ihn fühlten die Schauspieler sich verloren. Sie alle bauten auf Sam.
Zugegeben, Sam hatte Mary Jane aufgefordert, mit ihm nach Los Angeles zu fahren. Sie hatte abgelehnt. Ein Fehler? Zumindest das Wetter wäre dort besser gewesen. Kein Schnee, aber auch keine Arbeit.